Krippenplätze im Landkreis Stade

Stader Tageblatt 7. Juni 2014: JORK. "...Wie Sozialplaner Falten erläutert, müssen in die Berechnung der Versorgungsquote aber alle Kinder unter drei Jahren einbezogen werden – auch, wenn Eltern ihren Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz erst bei Einjährigen einklagen können. Denn: „Grundsätzlich soll es ja darum gehen, dem Bedarf der Eltern entgegenzukommen“, sagt Falten. ...

 

In Jork gab es am 1. Januar 2014 96 Kinder unter einem Jahr, 113 Kinder von einem bis zwei Jahren und 115 Kinder von zwei bis drei Jahren. Für diese insgesamt 324 Kinder im Krippenalter standen am Stichtag 76 Plätze in Kitas und 39 Plätze in der Tagespflege zur Verfügung – das ergibt eine Versorgungsquote von 35,5 Prozent. Der Landkreis hat für Jork aber eine Versorgungsquote von 38,6 empfohlen – das entspricht 125 Plätzen, also zehn mehr, als vorhanden sind.

 

„Diese Plan-Daten haben Verfügungscharakter“, mahnt Falten an. Die Gemeinden seien gehalten, die Empfehlungen umzusetzen. Denn wenn Eltern ihr Recht auf einen Krippenplatz einklagen, müssen sie den Landkreis verklagen. „Wenn eine Gemeinde unseren Empfehlungen nicht folgt, können wir uns dort schadenfrei halten.“

 

Zu den 113 Jorkern im Alter zwischen ein und zwei Jahren gehört der Sohn von Anne Stechmann aus Königreich. Ihren Bedarf für einen Krippenplatz ab Januar 2014 hatte sie bereits im Februar 2013 bei der Gemeinde angemeldet. „Eine richtige Absage habe ich bis heute nicht bekommen“, berichtet sie. Den gewünschten Ganztags-Krippenplatz aber auch nicht. Dabei bestätigt Sozialplaner Peter Falten, dass Kommunen den Anspruch auf einen Betreuungsplatz grundsätzlich innerhalb von drei Monaten nach Anmeldung des Bedarfs erfüllen müssten.

 

Als Anne Stechmann im August persönlich bei der Gemeinde nachfragte, weil ihr Arbeitgeber wissen wollte, wann er mit ihr rechnen könne, sei ihr nahegelegt worden, lieber nach einem Platz bei einer Tagesmutter zu suchen. Das versuchte sie über das Familienservicebüro. Dort bekam sie zunächst keinen freien Platz. Schließlich wurde sie selbst fündig und ist nun „sehr zufrieden“ damit, wie ihr Sohn bei einer Tagesmutter betreut wird: „Jetzt möchten wir nicht mehr wechseln.“ Sie gibt aber auch zu bedenken, dass die Tagespflege für sie trotz Zuschüssen mehr als 400 Euro koste. Für einen Krippenplatz in der Gemeinde Jork würde sie monatlich 130 Euro weniger zahlen.

 

Der Trend, sagt Sozialplaner Peter Falten, geht insgesamt zu einem höheren Bedarf an Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren: „Für die Planung 2015 müssen wir unsere Bedarfsannahmen aktualisieren.“ Derzeit erstellt Falten die Fortschreibung des Kindertagesstättenberichts 2014, die im Sommer öffentlich vorgestellt werden soll. Dann wird sich auch zeigen, ob und wo die Bedarfsannahmen des Landkreises zutreffen. Denn das Recht auf einen Krippenplatz haben alle, nicht nur ein bestimmter Prozentsatz.

 

„Ich gehe davon aus, dass sehr viele Plätze fehlen werden“, sagt Angela Heinssen, die als Vertreterin des Kreiselternrats der Kinderbetreuung in der Arbeitsgruppe zur Bedarfsplanung sitzt. Aus ihrer Sicht müsse der Bedarf anders ermittelt werden: „Eltern müssen dabei viel mehr direkt beteiligt werden.“ Auch sollten die Elternvertretungen mehr Gewicht in der zuständigen Arbeitsgruppe erhalten, weil 90 Prozent der Mitglieder auch Vertreter der Träger der Kitas seien. „Die haben nicht unbedingt ein Interesse daran, mehr Plätze auszubauen“, sagt Heinssen. Der Städte- und Gemeindebund gehe bei Kindern unter drei Jahren jetzt bereits von einem Betreuungsbedarf von 50 Prozent aus.

 

In Jork soll es zumindest zum beginnenden Kindergartenjahr auf jeden Fall genug Krippenplätze geben, sagt Bürgermeister Gerd Hubert, der sich Anfang kommender Woche noch einmal intern beraten will. Denn grundsätzlich stehe der Eröffnung einer zweiten Krippengruppe mit 15 Plätzen am Standort Jorkerfelde nichts im Wege.

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